Die
Stadtkirche St. Jakobi
Audioausgabe
Die Stadtkirche St. Jakobi ist eine dreischiffige
Basilika mit einem rechtwinkligen Chorabschluss und imposanter Doppelturmfassade.
Sie prägt mit ihren weithin sichtbaren Türmen (Höhe: 48m) das
Bild der Altstadt von Schönebeck. Entsprechend den Haupterwerbsquellen im mittelalterlichen
Schönebeck wurde sie St. Jakobus dem Älteren - Schutzpatron der Schiffer, Fischer und
Händler - geweiht.
Als dreischiffige Basilika besteht die St.-Jakobi-Kirche aus zwei niedrigen Seitenschiffen
und einem hohen Hauptschiff, das in einen rechtwinkligen Chorraum übergeht. Der Baubeginn
war Anfang des 13. Jahrhunderts. Im Westen ist dem Kirchenschiff der wuchtige
Doppelturmblock vorgestellt, der in seiner ursprünglichen Formn erhalten ist. Für sein im
unteren Bereich meterdickes Mauerwerk wurden Steine aus Steinbrüchen des Nachbarortes
Plötzky verwandt. Das Spitzbogenportal wurde erst 1840 durchgebrochen. Früher befand sich
der Eingang in der Mitte des Seitenschiffes. Die heutige Gestalt der Türme stammt von 1735,
als die gotischen Turmhelme entfernt und auf den alten Unterbau des Turmes die heutigen
barocken Doppelhauben mit den großen Laternen gesetzt wurden.
Der
Kircheninnenraum hat eine Länge von 40 Metern und eine Breite von 9,50 Metern. Die jetzige
Höhe von 11 Metern ist nicht das ürsprüngliche Maß. Nach schweren Hochwasserschäden bei
einem Elbe-Deichbruch 1876 wurde der Fußboden im Innenraum um 2 Meter angehoben. Das
Aussengelände rund um die Kirche war in den 600 Jahren, in denen es als Friedhof genutzt
worden war, immer mehr nach oben gewachsen. Deshalb ging man nicht wie heute mehrere Stufen
hinauf, sondern hinunter, um in die Kirche zu gelangen.
In früheren Jahrhunderten waren an der Kirche mehrfach bauliche Veränderungen vorgenommen
worden. Bei einer grundlegenden Umgestaltung im Jahre 1884/85 war man darum bemüht, die
ursprüngliche Basilikaform wieder herzustellen, was zu einem guten Teil gelungen ist. Das
Mittelschiff und die Seitenschiffe erhielten nach Entfernen des Tonnengewölbes, das den
gesamten Kirchenraum überspannte, separate Flachdecken, wie es dem ursprünglichen Charakter
entsprach. Dadurch kamen die gotischen Lichtgaden wieder zur Geltung. Außerdem wurde der
Kircheninnenraum durch den Abriss der Seitenemporen und die Verringerung der Zahl der
Säulen heller und freundlicher.
Von der ursprünglichen Inneneinrichtung ist wenig erhalten. Zum ältesten Inventar gehören
zwei Kleinplastiken aus einem spätgotischen Schnitzaltar des 15. JAhrhunderts: Maria mit
Kind und die heilige Katharina. Bei einer Renovierung 1986/87 wurden sie an der linken
Seite des Altarraums angebracht. Von 1638 stammt ein geschnitztes Triumphkreuz, das heute
an der Rückwand des linken Seitenschiffs zu finden ist.
Altar und Kanzel wurden 1942 errichtet. Auf dem Altarbild ist die Weihnachtsgeschichte
dargestellt, rechts und links davon die vier Evangelisten. Auf diese weisen auch ihre
altkirchlichen Symbole auf dem Kreuz über dem Altar hin: Engel, Löwe, Stier und Adler. Auf
der Rückwand des Altarraumes ziehen kunstvoll geschriebene Verse der Seligpreisungen aus
der Bergpredigt Jesu die Aufmerksamkeit auf sich. Sie wurden von dem Schönebeck Künstler
Eberhard Frank 1987 gestaltet.
Die Kanzel wird von einem der Lieblingsbibelworte Dr. Martin Luthers umgeben: "Ich schäme
mich des Evangeliums von Jesus Christus nicht." Darüber befinden sich in einem Kreuz vier
Symbole, die in Aufnahme von Bibelworten auf die Wirkungsweise des Wortes Gottes hinweisen:
Schwert, Hammer, Krone, Schlüssel.
Am Taufstein vom Anfang des 17. Jahrhunderts sind die Reliefs und das Wappen aufgrund der
starken Verwitterung kaum noch zu erkennen. Mit dem heutigen zentralen Standort wird die
Taufe in die Mitte des Gottesdienstgeschehens gerückt.
Eine Kostbarkeit stellen die großen bunten Fenster in den Seitenschiffen dar. Sie wurden
zwischen 1885 und 1895 von dem Quedlinburger Kunstglaser Ferdinand Müller geschaffen. Die
auf mundgeblasenem Echtantikglas aufgetragenen Glasmalereien stellen zumeist Personen und
Geschichte aus dem Neuen Testament dar. Auf einem Rundgang (beginnend vorn auf der
Kanzelseite) laden folgende Darstellungen zur Betrachtung und biblischer Besinnung ein: der
Jünger Jakobus, die Geschichte von der Auferweckung der Tochter des Jairus, das
Gleichnis vom barmherzigen Samariter, die Geschichte von Maria und Martha, (weiter auf der
gegenüberliegenden Seite) der Reformator Dr. Martin Luther, die Geschichte von der
Auferweckung des Jünglings von Nain, die Kindersegnung, die Geschichte vom sinkenden
Petrus, der Jünger Johannes.
Ein für die Schönebecker Kirchengeschichte wichtiger Grabstein befindet sich unter der
Orgelempore. Er erinnert an den Pfarrer Sartorius, der nach Einführung der Reformation in
Schönebeck im Jahre 1561 als erster Pfarrer, der evangelische Theologie studiert hatte, in
der Stadt tätig war.
Die Orgel wurde 1907 von Orgelbauer Wilhelm Rühlmann aus Zörbig von Grund auf erneuert.
1999/2000 führte die Orgelbaufirma Sauer aus Müllrose bei Frankfurt/Oder mit ereblichem
Kostenaufwand eine Generalreparatur durch.
Die St. Jakobi Kirche ist die größte Kirche in Schönebeck. Sie wird in vielfältiger Weise
genutzt. In der warmen Jahreszeit finden hier vor allem die Gottesdienste statt. Da die
Kirche beheizt werden kann, sind aber auch im Winter Veranstaltungen möglich. In besonderem
Maße hat sie sich als Konzertkirche bewährt. So waren neben Angelika Milster, Ivan Rebroff,
Die vier jungen Tenöre auch Die Prinzen, Paul Munyon & Biber Hermann, Werner Lämmerhirt
oder Paul Millns bereits zu Gast.
|